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.Statt jedoch im Speisesaal zu früh-stücken, klingelte sie bei Herrn Siegmund.Dessen Frau öffnete.»Kann ich bitte Ihren Mann sprechen?«, bat Rosi freundlich.»Es istdringend.«Herr Siegmund hatte die Kaffeetasse neben sich stehen und las Zeitung.»Hat's nicht Zeit bis später? Jetzt bin ich noch eine Privatperson.«»Nein, es hat keine Zeit«, antwortete Rosi.»Sie haben gesagt, das Sommer-fest sei die Gelegenheit für tolle Ideen.Ich hab 'ne tolle Idee.«Herr Siegmund seufzte und faltete die Zeitung zusammen.»Warum kommstdu zu mir? Du musst mit Andreas sprechen.«»Das hab ich bereits getan.Er findet meine Idee nicht gut.«»Auch das noch! Das heißt, ich bekomme entweder Schwierigkeiten mit diroder mit Andreas.«»Warum hören Sie mir nicht einfach mal zu?«, bat Rosi und legte los.Herr Siegmund hörte ihr aufmerksam zu, überlegte kurz und fragte dann:»Deine Idee ist gut.Welche Einwände hat Andreas?«»Es geht um die Schule.Er meint, es sei zu viel Arbeit.Ich hätte nicht genugZeit zum Lernen.«»Stimmt.In deinem Projekt steckt viel Arbeit.Weißt du was? Ich lasse mirdie Sache durch den Kopf gehen.Vielleicht finden wir gemeinsam eineLösung.«»Ach«, entgegnete Rosi, »so was sagt man immer, wenn man eineEntscheidung hinausschieben will.Das kenne ich von meinen Eltern.Es istnur so, Herr Siegmund « Rosi stand auf.»Ich werde das Projektdurchziehen, und wenn ich nur mit Zilgas Oma und deren Freundinnen rede.Dann wird's halt kürzer«, meinte sie achselzuckend.»Tschüss und vielenDank fürs Zuhören.«Rosi stand schon an der Tür, als Herr Siegmund leise sagte: »Was hast du ei-gentlich davon, wenn du immer mit dem Kopf voran durch Wände rennenwillst, die es gar nicht gibt?«56/132»Wie?«»Denk mal darüber nach, Rosi.«»Darüber brauche ich nicht nachzudenken«, entgegnete Rosine rasch undtrotzig.»Wenn mir etwas wirklich am Herzen liegt, dann tu ich's auch.«Inzwischen hatte der Unterricht längst begonnen.Rosines Magen knurrte undihr fiel ein, dass sie an diesem Tag in der ersten Stunde Mathe bei Andreashatten.»Auch das noch«, murmelte sie, öffnete aber energisch die Tür und sagte:»Tut mir Leid, dass ich zu spät dran bin, Andreas.Ich war bei HerrnSiegmund.«Andreas nickte nur und fuhr fort, eine Aufgabe an der Tafel zu erklären.Je-mand kicherte.Ein Junge meinte halblaut: »Ist wohl ein echter Chaot, dasMädchen, was?«Sakiko schaute Rosi fragend an.Die zog nur die Schultern hoch und schwieg.In der Pause fragte sie Sakiko: »Kennst du jemanden, der einen tragbarenKassettenrekorder besitzt und ihn verleiht?«»Keine Ahnung«, antwortete Sakiko verblüfft.»Ich weiß nur, dass Aldo einDiktiergerät hat, ein altes von seinem Vater, aber es funktioniert nocheinwandfrei.«»Das ist ja noch besser«, antwortete Rosi und strahlte übers ganze Gesicht.»Das ist ja super! Wo finde ich Aldo?«»Jetzt? Keine Ahnung.Warte doch bis zum Mittagessen, da triffst du ihnbestimmt.«»So lange noch«, murmelte Rosi.Im Deutschunterricht legte sie das Buchund ihr Heft aufgeschlagen auf den Tisch.Auch das Mäppchen platzierte sieso günstig, dass das Blatt, auf das sie eifrig und sehr konzentriert schrieb,kaum zu sehen war.»Was tust du denn?«, fragte Sakiko.»Siehst du doch.Ich schreibe«, antwortete Rosi kurz.»Was schreibst du?«»Lauter Fragen.«»Hä? Fragen? Was für Fragen?«57/132»Erkläre ich dir später.«Zur Mittagszeit wartete Rosi ungeduldig auf Aldo.Der kam, den Arm umZilgas Schultern gelegt, gemütlich dahergeschlendert und meinte zu RosisBitte: »Na klar kannst du das Diktiergerät ausleihen.Wozu brauchst du'sdenn?«»Für mein Projekt.Ich hab 'ne tolle Idee fürs Schulfest.«»Ist es ein Geheimnis oder kannst du uns sagen, worum es geht?«»Es ist kein Geheimnis«, erklärte Rosi und schilderte bereitwillig ihr Projekt.»Es soll heißen: Eine Jugend ohne : Bravo9.Altere Menschen erzählen vonihrer Jugend«, meinte sie temperamentvoll.»Was haltet ihr davon?«»Macht meine Oma mit?«, fragte Zilga erstaunt.»Hast du sie schon gefragt?«»Nein, die Idee ist mir doch erst nach dem Besuch gekommen.Aber siemacht bestimmt mit.«»Da bin ich mir nicht so sicher.An deiner Stelle würde ich sie schnellstensfragen, bevor «»Mach ich«, unterbrach sie Rosi.»Ich bin schon unterwegs!«»Leute!«, rief Raffi mit glänzenden Augen.»Heute gibt's ein super Essen.Schnitzel mit Pommes!«Rosi zögerte.»Kein Frühstück und kein Mittagessen? Nee, das geht nicht.Das hält kein Mensch aus.«Sie aß mit größtem Appetit.Aber dann, als alle dachten, sie würde sich zumzweiten Mal vom Nachtisch holen, kam sie nicht wieder.»Die spinnt«, erklärte Aldo kurz und bündig.»Sie ist eine Einzelgängerinund hat keine Ahnung, wie es im Internat zugeht.Ich bin gespannt, wie langesie es bei uns aushält.«Solveigh strich ihre langen silberblonden Haare hinter die Ohren.»Sie ist un-berechenbar.Ich finde, sie ist furchtbar schwierig, weil sie tut immer, wassie will, und nie das, was von ihr erwartet wird.«»Na und?«, meinte Cheerio.»Ich finde sie interessant.«Andreas, die Hände voller Blätter Papier, kam an ihren Tisch.»Wie weit seidihr mit euren Plänen?«»Wir haben ein paar Ideen, aber festgelegt haben wir uns noch nicht«, ant-wortete Cheerio ausweichend.»Eilt's denn so?«58/132»Heute ist Freitag.Wenn wir uns bis morgen Abend einigen könnten, wär'snicht schlecht.Wo ist Rosi?«»Keine Ahnung.«Rosi blieb für den Rest des Nachtmittags verschwunden.Erst wenigeMinuten vor dem Abendessen raste sie in den Hof, stellte das Rad in denSchuppen und schaffte es gerade noch rechtzeitig in den Speisesaal.»Mensch, wo hast du nur gesteckt?«, fragte Sakiko vorwurfsvoll.»Du sollstdoch nicht immer verschwinden.Wieso begreifst du das nicht?«»Jetzt bin ich ja da!«, antwortete Rosi strahlend.»Hunger habe ich nicht.Ichhab mindestens fünf Stück Kuchen verdrückt.«»Bei Zilgas Oma?«, wollte Cheerio wissen.Rosi nickte.»Schade, dass ich das Diktiergerät noch nicht dabeihatte.Aberich hab mir Notizen gemacht.Sagt mal, könnt ihr alle in die Wunderbar kom-men? Nach dem Abendessen?«»Mit oder ohne Andreas?«»Am besten ohne ihn.«Rosi hatte ein Paket mitgebracht.Es enthielt verschiedene Sorten Kuchen, diesie mitten auf den Tisch in der Wunderbar legte.»Greift zu, die sind füreuch
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